Dienstag, 22. Dezember 2020

Ab mit Trump in die Fussnoten der Geschichte ZEIT ONLINE https://www.zeit.de/politik/ausland/2020-12/donald-trump-joe-biden-vereidigung-us-wahl-weisses-haus-5vor8

 

Geht Donald Trump freiwillig oder muss er abgeführt werden? Es reicht

https://www.zeit.de/politik/ausland/2020-12/donald-trump-joe-biden-vereidigung-us-wahl-weisses-haus-5vor8


...Er war ein unmöglicher Präsident. Mein hartes Urteil über ihn habe ich einmal in einem Interview ungeschminkt formuliert: "Donald Trump halte ich für einen ungebildeten, unflätigen und unfähigen Lackaffen. Verlogen, selbstverliebt, ohne politische Urteilskraft, ohne menschlichen Anstand und ohne den Sprachglanz, den ein Staatsmann haben sollte. Ein dümmlicher, überheblicher Narziss."

Ungerecht? Ungehörig? Ich finde nicht. Er hämte und hetzte, polterte, polemisierte und polarisierte. Innenpolitische Gegner verunglimpfte er auf Gossenniveau, außenpolitische Alliierte erklärte er zu Feinden. Meine seriösen amerikanischen Kollegen fällten viel härtere Urteile über ihn als ich. Sie nannten ihn einen blowhard – einen Prahlhans und Aufschneider; einen nitwit – einen Schwachkopf; einen buffoon – einen Hanswurst; einen bully, Rüpel oder Fiesling. Sie sahen in ihm einen Mann "ohne Überzeugungen und Rückgrat", der "kein Thema gemeistert" hat, "der alles aus dem Ärmel schüttelt". Seicht, sprunghaft,

impulsiv und erratisch, grobschlächtig wie er war konnte man ihm nicht vertrauen. Er verdrehte krankhaft die Wahrheit, verachtete Expertise und untergrub die nationalen wie die internationalen Institutionen.

Die US-Führungsrolle hat er teils verschmäht, teils verspielt. Sein Schlachtruf America First stürzte die Vereinigten Staaten in die Belanglosigkeit. Aus America First wurde America alone. Welche Umfragen-Ergebnisse man auch liest, PEW oder Gallup oder andere – sie sind sich alle darin einig, dass das US-Ansehen in der Welt dramatisch abgesackt ist. Rund zwei Drittel der in vielen Ländern Befragten haben in Donald Trumps Amtszeit ihr Vertrauen in die USA verloren. Er hat Amerika klein gemacht. Seine MAGA-Botschaft, so ironisch das klingt, muss jetzt zum Leitsatz Präsident Bidens werden: Make America Great Again.


Ich nehme zur Kenntnis, dass fast die Hälfte der Amerikaner Trumps Amtsführung anders beurteilen – seine Wirtschaftspolitik, seine Brutalo-Diplomatie, selbst seine frivole Corona-Strategie. Sie danken es ihm, indem sie ihm 74 Millionen Stimmen gaben – mehr, als je ein republikanischer Kandidat errungen hatte (George W. Bush brachte es 2004 nur auf 62 Millionen). Allerdings bekam Joe Biden sieben Millionen Stimmen mehr als Trump, und im entscheidenden Wahlleute-Kollegium schnitt er mit 306 gegenüber Trumps 232 Stimmen eindeutig als Sieger ab.

Donald Trump hat das Ergebnis bis heute nicht anerkannt. Der Sieg sei ihm gestohlen worden, behauptet er. Bei Bundesgerichten und Gerichten der Einzelstaaten hat er Dutzende Prozesse angestrengt, um das Ergebnis annullieren zu lassen. Sie wurden durchgängig abgewiesen – selbst von Richtern, die er selber eingesetzt hatte. Das Oberste Verfassungsgericht, in dem er durch drei Ernennungen für eine konservative Mehrheit gesorgt hatte, verwarf rundheraus den Antrag des Staates Texas, 20 Millionen Stimmen in den vier Staaten Georgia, Michigan, Pennsylvania und Wisconsin für ungültig zu erklären.


ZEIT ONLINE Theo Sommer



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