Donnerstag, 26. November 2020

HEINRICH HEINE Das Fest des Belsatzar/Belshazzar dtsch/engl. Text

DAS FEST DES BELSHAZZAR  von Heinrich Heine


Die Mitternacht zog näher schon;

In stummer Ruh’ lag Babylon.

Nur oben in des Königs Schloß,

Da flackert’s, da lärmt des Königs Troß.

Dort oben in dem Königssaal

Belsatzar hielt sein Königsmahl.

Die Knechte saßen in schimmernden Reihn,

Und leerten die Becher mit funkelndem Wein.

Es klirrten die Becher, es jauchzten die Knecht’;

So klang es dem störrigen Könige recht.

Des Königs Wangen leuchten Glut;

Im Wein erwuchs ihm kecker Mut.

Und blindlings reißt der Mut ihn fort;

Und er lästert die Gottheit mit sündigem Wort.

Und er brüstet sich frech, und lästert wild;

Die Knechtenschar ihm Beifall brüllt.

Der König rief mit stolzem Blick;

Der Diener eilt und kehrt zurück.

Er trug viel gülden Gerät auf dem Haupt;

Das war aus dem Tempel Jehovas geraubt.

Und der König ergriff mit frevler Hand

Einen heiligen Becher, gefüllt bis am Rand.

Und er leert’ ihn hastig bis auf den Grund

Und rufet laut mit schäumendem Mund:

Jehova! Dir künd’ ich auf ewig Hohn,—

Ich bin der König von Babylon!

Doch kaum das grause Wort verklang,

Dem König ward’s heimlich im Busen bang.

Das gellende Lachen verstummte zumal;

Es wurde leichenstill im Saal.

Und sieh! und sieh! an weißer Wand

Da kam’s hervor wie Menschenhand;

Und schrieb und schrieb an weißer Wand

Buchstaben von Feuer, und schrieb und schwand.

Der König stieren Blicks da saß,

Mit schlotternden Knien und totenblaß.

Die Knechtenschar saß kalt durchgraut,

Und saß gar still, gab keinen Laut.

Die Magier kamen, doch keiner verstand

Zu deuten die Flammenschrift an der Wand.

Belsatzar ward aber in selbiger Nacht

Von seinen Knechten umgebracht.







THE FEAST OF BELSHAZZAR by Heinrich Heine

The midnight hour had fallen on

The hushed city of Babylon.

And yet within its castle walls

The vassals thronged throughout the halls.

Belshazzar in celebration

Welcomed his coronation.

Filling their cups with glowing wine,

The servants hailed their king divine.

Rejoicing in the dance and song,

The guests and king drank all night long.

But then King Belshazzar grew bold;

The wine began to take its hold.

Blinded by his new found courage,

He feared nor God nor sacrilege.

He roused his realm's impetuous horde

And boasted and blasphemed before the lord.

Commanding with a fiery stare,

New drinks appeared for each one there.

His head shone with a brilliant crown

Coveted from Babylon’s sacred ground.

With an impetuous hand he then

Seized his cup and filled it to the brim.

The dripping wine ran down his mouth

As the bold king began to shout:

“Jehovah! your power is gone,

I am the king of Babylon!”

But before he could finish his exalted

Speech, his words were suddenly halted.

The laughter turned to ghastly

Sighs; the halls felt all but empty:

A human hand with a deathly pall

Appeared upon the castle wall!

Before that whole impious race,

In fire the hand began to trace.

Writing and writing the pale hand wrote,

Then quickly vanished into smoke.

The monarch sat there frozen,

Trembling, as he beheld the omen.

Fear ran up the spine of each servant

As they sat there still and silent.

Wise men came, yet none could decipher

What that hand had written in fire.

But before a new day could begin

Belshazzar was murdered by his men.

Translation © David B. Gosselin





Das Gastmahl des Belsazar ist eine auf die Bibel zurückgehende Geschichte um den babylonischen Regenten Belsazar, dem eine geheimnisvolle Schrift an der Wand, das Menetekel, seinen nahen Tod und den Untergang seines Reichs prophezeit. Das Motiv ist von verschiedenen Malern aufgegriffen worden, das hier zu besichtigende Gemälde malte Rembrandt um 1635. Signiert ist das Gemälde mit „Rembrandt f. 163.“, die letzte Ziffer ist nicht lesbar. Das 1,67 × 2,09 Meter große, auf Leinwand gemalte Bild gehört zur Sammlung der National Gallery in London.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen