Sonntag, 17. Januar 2021

TRUMP-very SPECIAL STRANGE ART LOVER https://www.zeit.de/kultur/kunst/2021-01/donald-trump-kunst-markt-beziehung-gemaelde

TRUMP very SPECIAL STRANGE ART LOVER Donald Trump an seinem Schreibtisch im Oval Office, den er am 20. Januar endgültig räumen muss. Im Hintergrund sieht man auf einem Sideboard die Skulptur "Bronco Buster" von Frederick Remington, von der Trump fälschlicherweise glaubt, sie zeige seinen Vorgänger Theodore Roosevelt (im Amt von 1901 bis 1909) als Cowboy. © Doug MIlls-Pool/​Getty Images https://www.zeit.de/kultur/kunst/2021-01/donald-trump-kunst-markt-beziehung-gemaelde An Donald Trumps Umgang mit Kunst hätte man schon früh erkennen können, wie dieser Mann denkt und handelt. Ein Rückblick auf krumme Deals, Lügen, Prunk – und Fälschungen Zwei Millionen Dollar Geldbuße, so lautete schließlich das Urteil gegen den amtierenden Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika. Außerdem musste er seine Familienstiftung auflösen und deren Vermögen an Organisationen überweisen, die tatsächlich wohltätige Ziele verfolgen. Dass es ausgerechnet ein Kunstwerk war, das zu der mehr als peinlichen Strafe beitrug, muss Donald Trump besonders wehgetan haben. Kein Präsident der Vereinigten Staaten hat sich zu seiner Antiintellektualität so offensiv bekannt wie er. THEMA: Donald Trump und die Kunst Jon McNaughton: Trumps Pinsel Gilbert & George : "Alles ist verboten" Donald Trump: Wenn sich Kunst, Kapital und Politik verknoten Spätestens seit Ronald Reagan haben die Republikaner ein gespaltenes Verhältnis vor allem zur zeitgenössischen Kunst: Sie erzählt keine heroischen, patriotischen Geschichten mehr, vermittelt sich meist nicht direkt – und gilt den Konservativen als tendenziell links und elitär. Sie lieben nach wie vor die Landschaftsbilder der Hudson River School mit ihren topografisch-identitätsstiftenden Themen Entdeckung und Besiedlung, die kitschig-sentimentalen Alltagsszenen von Norman Rockwell oder Cowboy-Skulpturen wie den Bronco Buster von Frederick Remington, der in Trumps Noch-Büro Oval Office steht. In einem Interview mit Fox News behauptete Trump im Juni 2020, der Reiter stelle einen seiner Amtsvorgänger dar, Theodore Roosevelt. Das ist falsch, der Cowboy ist eine fiktionale Figur, Remington hat keine historische Figur dargestellt, er hat sie sich ausgedacht. So wie Trump sich nun die vermeintliche kunsthistorische Information ausgedacht hat. (Bei Donald Trumps Wahrheitsverdrehungen lässt sich aber nie ausschließen, dass er es als augenscheinlich an Fakten genuin uninteressierter Mensch auch schlicht nicht besser weiß.) Eine ganz bestimmte Art von Kunstwerken aber, die eine tatsächlich lebende Person zeigen, gefällt Donald Trump offenbar so gut, dass er in der Vergangenheit sogar mehrfach bereit war, Geld dafür auszugeben, auch wenn es nicht sein eigenes war. Diese Kunstwerke sind allerdings nicht abstrakt oder gar politisch, sondern gegenständlich, sehr konkret und auch für Trump unmittelbar verständlich. Sie zeigen nämlich ihn selbst. "Der Visionär" 1989 schlug ihm der Gesellschaftsmaler Ralph Wolfe Cowan vor, sein Bildnis zu malen. Trump erteilte keinen Auftrag, gab aber sein Einverständnis, nachdem Cowan einige Ölstudien vorgelegt hatte. Zu dessen Motiven zählten unter anderem die Diktatorengattin Imelda Marcos, der Sultan von Brunei und König Hassan II. von Jordanien. Seine durchaus schmeichelnde Malweise bezeichnet der Künstler als "Romantic Realism". Cowan malte Trump in weißer Hose und weißem Tennispullover vor einem dramatischen Himmel, aus dem vermeintlich göttliches Licht auf die Erde hinabstrahlt. Trump hat lässig ein Bein gehoben, sodass seine Hose mächtige Falten in der Höhe seines Schritts wirft. Titel des Gemäldes: The Visionary. Probleme gab es allerdings schon damals beim Bezahlen. Cowan hatte Teile des Porträts bewusst skizzenhaft unfertig gelassen hatte: die linke Hand und Teile des linken Beins waren nur angedeutet. Trump verstand das künstlerische Konzept nicht. "When are you going to finish my painting?", fragte er den Maler deshalb, berichtete die Lokalzeitung The Palm Beach Post viele Jahre später. Das Bild sei fertig, antwortete Cowan damals. Irgendwann habe Trump ihn dann gefragt, was es kosten würde, die fehlenden Partien zu ergänzen – und Cowan gab sein Konzept auf und malte 2002 nach. Zwischen 18.000 und 24.000 Dollar waren als Preis für das Bild vereinbart worden. Sechzig Prozent Nachlass musste der Künstler Trump schließlich geben. Trump kaufte noch weitere Bildnisse, die ihn selbst zeigten. 2007 ersteigerte der Millionär bei einer Benefizauktion für die Unicorn Foundation in seinem Privatclub Mar-a-Lago in Florida ein großes Kopfporträt, das der argentinische Künstler Havi Schanz von ihm gemalt hatte. Unter Trumps Gesicht scheinen die Linien einer Architekturzeichnung durch. Als Vorlage diente ein PR-Foto, das Trump in dunkler Anzugjacke, mit blau-weißer Krawatte und entschlossenem Blick zeigt. Im Jahr 2000, als der Unternehmer schon einmal über eine Präsidentschaftskandidatur nachgedacht hatte, prangte es auf dem Cover des mit einem Ghostwriter geschriebenen Buches "The America We Deserve". Mit 10.000 Dollar eröffnete Trump die Versteigerung – und sollte damit peinlicherweise der einzige Bieter bleiben. Niemanden sonst interessierte sein überdimensionales Porträt, der Zuschlag ging deshalb an den Dargestellten. Im selben Jahr hatte auch der sogenannte Speed Painter Michael Israel bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung in Trumps Club Mar-a-Lago innerhalb von fünf oder sechs Minuten das Porträt des Hausherrn gemalt. Dessen Ehefrau Melania bot zunächst 10.000 Dollar für das lieblose Frontalbildnis mit blauem Schlips. Sie wurde dann aber vom Auktionator überredet, den Preis für die Organisation The Children's Place at Home Safe zu verdoppeln. Der Scheck kam aber nach Recherchen der Washington Post nicht vom Ehepaar Trump, sondern von der Trump Foundation. Das Bild sollte nach Angaben eines Assistenten vom Künstler an Trumps Golfclub in Westchester County im Bundesstaat New York geschickt werden. Damit wurde Geld, das die Stiftung für angeblich wohltätige Zwecke eingesammelt hatte, tatsächlich nur zum Wohl des Stiftungspräsidenten ausgegeben. Und das sollte nicht das einzige Mal bleiben. Seitennavigation NÄCHSTE SEITE

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