Samstag, 18. Mai 2024

Sotheby's Christie's Castelli & Co :: Colnaghi und Agnew

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In den letzten Jahren des 19.Jahrhundets traten zwei andere Händler in die Fußstapfen Gambarts, die jahrelang Konkurrenten und - gelegentlich, bei größeren Druckunternehmen - Partner gewesen waren, jetzt jedoch besser auf die sich wandelnden Zeiten vorbereitet waren als er : COLNAGHI und AGNEW Colnaghi war die ältere der beiden Firmen. Sie war in der Mitte des 18.Jahrhunderts von Giovanni Battista Torres, einem italienischen Feuerwerker gegründet worden, der in Paris einen Laden namens >>Cabinet du Physique Expérimentale<< eröffnet hatte, in dem wissenschaftliche Geräte und Bücher verkauft wurden. 1767 zog er über den Kanal und eröffnete in der Londoner Pall Mall eine kleine Niederlassung seines Unternehmens. Doch obwohl er ein glänzender Pyrotechniker war und mit der berühmten Feuerwerkerfamilie Brock zusammenarbeitete, waren die damals benutzten Materialien nicht so haltbar und sicher wie heute. und Feuerwerke wurden häufig von der Polizei verboten. Torres erkannte, daß es sicherer und lukrativer war, Graphik zu verkaufen. Nachdem er eine Reihe wissenschaftlicher Drucke veröffentlicht hatte, erzielte er 1775 seinen ersten größeren Erfolg mit einer Serie mit dem Titel ''Caricatures of the English'' , die sich als auf beiden Seiten des Kanals beliebt erwies. (Die Verkäufe in Frankreich waren dreimal soch hoch wie in England) Nach diesen Erfolgen gab die Firma ihre wissenschaftlichen Interessen auf und wandte sich vollständig der Kunst zu. Als Torres 1780 starb, betrat Paul Colnaghi die Szene. Er stammte aus einer angesehenen Mailänder Familie, war jedoch wie Gambart gezwungen gewesen, das Land zu verlassen, nachdem sein Vater einen Skandal verursacht hatte und hochverschuldet gestorben war. Colnaghi ging zunächst nach Paris, wo ihn das Angebot von Antony Torres, Giovannis Sohn, erreichte, Torres war mit einer Graphikgalerie im Palais Royal zu vertreten. Dieses Geschäft eröffnete 1784 und verkaufte zunächst Reynolds-Portraits in Mezzotinto-Technik, die damals in Frankreich als manière anglaise bekannt war. Im folgenden Jahr zog Colnaghi nach London, wo sich das Geschäft von Torres nun in Pall Mall 132 befand. Die beiden Männer kamen offensichtlich gut miteinander aus: Colnaghi heiratete Torres' Tochter, und gegen Ende des 18.Jahrhunderts überließ Torres sein Geschäft vollständig seinem Schwiegersohn. Der Kunsthandel erlahmte während der Französischen Revolution, doch Colnaghi umschiffte diese Klippen, indem er die zweite Serie berühmter Drucke des Unternehmens herausgab. Das waren die '' Cries of London'' , die berühmtesten aller in Punktiertechnik kolorierten Drucke, die den ganzen Charme des Lebens im 18.Jahrhundert zeigten, ohne jedoch die eher düsteren Seiten zu unterschlagen. Als die Napoleonischen Kriege sich hinzogen, begann Colnaghi auch, die Regierung mit Ansichten der belagerten Städte zu versorgen. Sie waren für die Armee von unschätzbarem Wert, und auf diese Weise bekam Colnaghi Kontakt zu einer Vielzahl von einflußreichen und wichtigen Persönlichkeiten, von den viele Graphiksammler waren. Er veranstaltete Drei-Uhr-Levees, auf denen sich 'Schönheit und Eleganz drängten' . Charles Dickens war unter den Gästen. Colnaghi wurde zum Graphikhändler des Regenten ernannt und auch gebeten, die königlichen Sammlungen zu ordnen, bevor diese nach Schloß Windsor gebracht wurden. In den späteren Jahrzehnten nahm das Interesse an Druckgraphik, bedingt durch die Erfindung der Fotografie, mehr und mehr ab. (Julia Margaret Cameron, eine der berühmtesten Fotografinnen dieser Epoche, hatte ein 'Abkommen' getroffen, demzufolge Colnaghi ihre Bilder verkaufte.) Doch nun stieg Colnaghi auf die eigentliche Malerei um. Dafür waren vor allem drei Männer verantwortlich: E.F. Deprez, Otto Gutekunst und Gustav Meyer. Gutekunst, Sohn eines Stuttgarter Auktionators und der Älteste der drei, war ein ebenso guter Sammler wie Händler, und seine eigene Kollektion ging schließlich an das Ashmolean Museum in Oxford. Das Ende des 19.Jahrhunderts sah einige große Erfolge für ihn und seine Kollegen, darunter den Verkauf von über zwanzig Bildern an Isabella Stewart Gardner, zu denen Lord Darnleys Tizian 'Die Entführung Europas' gehörte, und dreier wunderbarer Gemälde an den Sammler Frick: Bellinis 'Heiliger Franziskus in Ekstase', Tizians 'Pietro Aretino' und Goyas 'Die Schmiede'. Viele dieser Werke waren durch den Settled Lands Act von 1882 auf den Markt gekommen. Obwohl die meisten verarmten Aristokraten ihre Bilder zu Christie's gaben, blieben doch genug, die einen diskreteren Weg über Händler wie Colnaghi, Sulley oder Agnew suchten. Die Firma Agnew and Son reicht bis 1817 zurück. In diesem Jahre wurde Thomas Agnew von Vittore Zanetti einem italienischen Emigranten , als Partner aufgenommen, der Räume in der Market Street in Manchester hatte. Damals handelte das Unternehmen nicht nur - und nicht einmal in erster Linie - mit Kunst. In einerZeitungsanzeige hieß es: 'Schnitzer und Vergolder... Optiker, Verkäufer alter und moderner englischer und ausländischer Graphiken, Verleger und Händler mit antiken Münzen.... stets ein höchst umfangreiches Sortiment von... Bronzefiguren, Lampen, Lüstern, Teleskopen , Mikroskopen, Opern-und Lesegläsern, mathematischen Instrumenten vorrätig... Barometer, Thermometer, Hydrometer und Saccharometer, hergestellt nach den fortschrittlichsten Konstruktionen, unter Garantie korrekt. Bilderrestaurierung... Ankauf alter und moderner Gemälde, Verkauf und Tausch' Der junge Thomas Agnew, dessen Familie ursprünglich aus Schottland stammte, hatte in diesem bunten und breitgefächerten Geschäft seit 1810 als Lehrling gedient. Zanetti zog sich 1828 zurück. Der Graphikverkauf (gelegentlich in Zusammenarbeit mit Gambart) hatte schrittweise die Rahmungen ersetzt, doch um diese Zeit begann das Gemäldegeschäft zu florieren, und die ersten Ankäufe wurden bei Christie's in London getätigt. Die Vorliebe des Unternehmens lag damals bei zeitgenössischen englischen Werken: Constable, Turner und Etty. Die großen Vermögen, welche die Kaufleute von Manchester in der Mitte des 19.Jahrhunderts angehäuft hatten, gaben dem Kunstsammeln im allgemeinen und Agnew im besonderen gewaltigen Auftrieb. Thomas' ältester Sohn William folgte ihm im Geschäft und entwickelte seine Vorstellungen in einem wesentlich größeren Maßstab weiter. In den 1880er Jahren , in denen Thomas von seinen Pflichten als Bürgermeister von Salford in Anspruch genommen war, begann William Agnew regelmäßig nach London zu reisen und noch umfangreicher bei Christie's zu kaufen. 1880 eröffnete das Unternehmen in London am Waterloo Place eine Filiale. William hatte das Talent Freunde zu gewinnen: Er kannte Gladstone, lud aber auch Lord Rosebury zu sich nach Hause ein, als dieser Premierminister war, und stand auf gutem Fuß mit Malern wie John Everett Millais, Edward Burne-Jones und Frederick Leighton. William schuf die Verbindungen zu den großen aristokratischen Sammlungen in England: Lord Lansdowne, den Rothschilds, Loed Roseberry, Lord Westmoreland, den Herzögen von Newcastle. Im späten 19.Jahrhundert waren Agnew and Son eine ernstzunehmende Kraft in der Kunstwelt, ebenso prominent die bedeutenden Auktionshäuser. Das Unternehmen nahm für sich in Anspruch jahrelang Christie's bester Kunde gewesen zu sein. Die letzte Dekade des Jahrhunderts sah William Agnews größte Leistungen, den Aufbau zweier bedeutender Sammlungen: die von Sir Edward Cecil Guinness (später Lord Iveagh) und die von Sir Charles Tennant. Im Lauf der Jahre kaufte Lord Iveagh 240 Gemälde und Zeichnungen bei Agnew, darunter 34 Reynolds-Bilder, 16 Romneys und 15 Gainsboroughs, außerdem ein Selbstporträt Rembrandts, zwei van Dycks und drei Claudes. William Agnew trat 1895 in den Ruhestand. Er war eine feste Institution geworden, die von der Presse ebenso vermißt wurde wie in den Auktionssälen. >> Christie's war Samstag nachmittag gerammelt voll << , hieß es in einem Bericht von 1890, >> obwohl die ganze Auktion ebensogut in einer Droschke hätte stattfinden können, denn Mr. Agnew kaufte fast alles. Grob gesagt, gab er 50000 von insgesamt 77000 Pfund aus, die die Versteigerung einbrachte [nach heutigem Stand rund 5,5 Millionen Dollar] ... Mr. Martin Colnaghi, Mr. Vokins und Mr. Davis waren auch da , doch sie tändelten nur mit lächerlichen ein-oder zweitausend herum ... Man kann Mr. Agnews joviale Miene nicht sehen , seine herrliche Stimme nicht hören, doch sein Hut bannt den Blick... Jeder Ruck dieses Hutes bedeutet einen Tausender . Es ist einfach großartig.<< Morland und Lockett Agnew übernahmen 1895 die Firma. Zu Agnews neuen amerikanischen Kunden gehörten George Pould, >Judge< Elbert H. Gary, J.G.Johnson, E.T. Stotesbury, P.A.B. und J.E.Wiedener und, allen voran , J. Pierpont Morgan, der Agnew rund zweihundert Ölbilder und Zeichnungen abkaufte. Der Bereich der alten Meister blieb aus zwei Gründen bedeutsam. Einer davon war Wilhelm von Bode , der Gründer des neuen Kaiser-Friedrich-Museums in Berlin. Bode hatte besser als jedermann sonst verstanden, welche Auswirkungen der Settled Lands Act auf den Kunstmarkt hatte. Er kaufte in London nicht nur massenhaft für sein eigenes Museum, sondern drängte auch wohlhabende Deutsche dazu, die Situation in England auszunutzen. In ihren Testamenten vermachten sie die Bilder dann später natürlich seinem Museum. Der zweite Grund war die wachsende Zahl amerikanischer Sammler, die an europäischer Kunst interessiert waren - vom breiten Spektrum altmeisterlicher Malerei bis hin zu Werken der Viktorianischen Epoche. Doch zu Beginn der neunziger Jahre begannen auch neue Namen in Agnews Büchern aufzutauchen, darunter Eduard Manet und James McNeill Whistler. Wie William Sutton von der American Art Association lag auch den Agnews Ernst Gambarts Aversion gegen die Impressionisten von Paris fern.

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