Samstag, 8. April 2023
Fra Filippo Lippi del. Nooth fec / Tiré du Cabinet de Mr. Denon. POLYGRARA C HELM&HELM LINDACH early lithograph @peterhelm lithographie catalogues online 2000
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Fra Filippo Lippi del. Nooth fec / Tiré du Cabinet de Mr. Denon. POLYGRARA C HELM&HELM LINDACH early lithograph @peterhelm lithographie catalogues online 2000
MADV 62/13.b
C.NOOTH d'après un dessin* d'Ambrogio de PREDIS,
(vers 1455-documentée en 1522), Hambourg, Hamburger Kunsthalle,
Étude de jeune femme de profile à gauche 18,2 x 25,4 cm autre exemplaire : inv.2005.0.2.5.1 (cf. notice no.12) en dessous : Fra Filippo Lippi del.;Nooth fec / Tiré du Cabinet du Mr. Denon
*Bibl.: vente Denon, Paris, 1826, no.523, p. 144 (Fra Filippo Lippi)
C.NOOTH (-?-)
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Marie-Anne Dupuy-Vachey est historienne de l'art. Elle a travaillé durant de longues années au Louvre auprès de Pierre Rosenberg et elle a participé à l'exposition Fragonard de 1987-1988 au Grand Palais puis au Metropolitan Museum de New York. Elle est commissaire de l'exposition Fragonard. Les Plaisirs d’un siècle.
<>
Ambrogio de PREDIS
cf.
SAUR AKL
cf.
SAUR BBI 8, 133
Predis, Ambrogio de ( Predis , Giovanni Ambrogio de; De Predis, Giovanni Ambrogio), painter, *about 1455 Mailand, + 23.10.1508 Mailand - I - DA XXV; DEB IX; ELU IV;PittItalQuattroc; ThB XXVII.
cf.
ThB XXVII,368-370
Predis (Preda), Ambrogio (Giov. Ambr.) de , Maler von Mailand , *um 1455, Bruder der Bernardino (s.u.) , Cristoforo (s.d.) und Evangelista (s.u.). Vielleicht zu identifizieren mit einem am 7.3.1522 in der Pfarre S. Eufemia in Mailand genannten Magistro Ambrosio pictore.
Gesicherte Werke:
Das berühmte weibl. Profilbildnis der Ambrosiana, in dem man Anna Sforza (1476/1497), die erste früh verstorbene Gattin des Alfonso d'Este vermutet hat, wahrscheinlich gemeinsames Werk Leonardos und Predis. Ähnlich, aber schwächer, ein Bild der ehemaligen Sammlung Salting in London sowie ein zweites inm Czartoryski-Museum in Krakau. Mit den genannten Bildern, durchwegs Profilbildnissen, gehören die Zeichnungen der Ambrosiana, Bildnis des jungen Massimiliano Sforza, eine Rötelzeichnung eines Damenprofils in der Ambrosiana, die Silberstiftzeichnung eiens Jünglingsporträts im British Museum und ein Studienblatt der Kunsthalle in Hamburg zusammen.
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https://www.louvre.fr/recherche-et-conservation/centre-dominique-vivant-denon <> @peterhelm http://sites.google.com/site/polygraf/./agevirtuel/./apocolocyntosis/./artifex/./augustus/./epp/./everbeach/./exposales/./forshighm/./he1m/./highdelberg/./highlbronn/./hvirtuel/. /manhighm/./metamorphosis/./mygo0og/./polpix/./polxpert/./safseo/./semxseo/./semlaseo/./wegoogyou/./zem1zeo
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https://www.louvre.fr/recherche-et-conservation/centre-dominique-vivant-denon
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@peterhelm
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SENEFELDER
2.3. Alois Senefelder und die Erfindung der Lithographie
Alois Senefelder, Sohn des aus Königshofen in Franken stammenden Hofschauspielers Peter
Senefelder und dessen Frau Katharina wird am 6. November 1771 in Prag geboren16.
12 Ebd., S. 31
13 Ebd., S. 34 f.
14 Zur ausführlichen Beschreibung der chemischen Vorgänge vgl. Zeidler (2008), S. 19 f.
15 Zeidler (2008), S. 22 f.
16 Holland (1892), S. 8
<>
Die Familie übersiedelt 1778 nach einem mehrjährigen Aufenthalt in Mannheim nach
München, da der Vater am dortigen kurfürstlichen Hof eine Anstellung als Schauspieler
erhält.
Alois Senefelder besucht seit 1783 das Kurfürstliche Gymnasium in München17 und studiert
im Anschluss, dem Wunsch seines Vaters entsprechend18, an der Universität Ingolstadt die
Rechtswissenschaften.
Nach dem Tod des Vaters 179119, muss Senefelder das Studium aus Geldmangel aufgeben
und betätigt sich, dem Beruf seines Vaters - und auch seiner eigenen Neigung - folgend, als
Schauspieler und Theaterdichter20.
Sein Stück „Die Mädchenkenner“ wird 179221 in München am kurfürstlichen Hoftheater
aufgeführt, und er kann durch den Verkauf des dazugehörigen Textes einen Gewinn von 50
Gulden erwirtschaften22.
Nachdem jedoch der Text eines weiteren Stückes durch das Verschulden eines Druckers nicht
rechtzeitig fertig gestellt werden kann und ihm dadurch ein Verlust von 100 Gulden23
entsteht, entschließt sich Senefelder um 179424 ein kostengünstiges Druckverfahren zu
entwickeln um seine Werke selbst zu vervielfältigen25.
In seinem 1818 erstmals veröffentlichten „Vollständigen Lehrbuch der Steindruckerey“26
beschreibt Senefelder detailliert seine zahlreichen Versuche mit den verschiedensten
Materialien und wie es ihm 1796 schließlich gelingt mit einer fetthaltigen Tinte von besonders
behandelten Steinplatten aus Solnhofener Kalkstein zunächst Abdrücke im
Hochdruckverfahren anzufertigen: „Ich hatte eben eine Steinplatte sauber abgeschliffen […]
als meine Mutter einen Waschzettel geschrieben haben wollte. Die Wäscherin wartete schon
auf die Wäsche, es fand sich aber nicht gleich ein Stückchen Papier bei der Hand; […] auch
die gewöhnliche Schreibtinte war eingetrocknet […] so besann ich mich nicht lange, und
schrieb den Waschzettel einstweilen mit meiner vorrätigen aus Wachs, Seife und Kienruß
17 Wolf (1990), S. 639
18 Senefelder (1821), S. 1
19 Ebd., S. 2
20 Ebd., S. 1 f.
21 Wolf (1992), S. 637
22 Senefelder (1821), S. 2
23 Ebd., S. 3
24 Ebd., S. 2
25 Ebd., S. 3 f.
26 Senefelder, Alois (1818): Vollständiges Lehrbuch der Steindruckerey. München: Thienemann
<>
2.4. Die Verwendung der Lithographie in den ersten Jahren seit ihrer Erfindung
Um seine Erfindung wirtschaftlich nutzen zu können versucht Senefelder anfangs diese gegen
missbräuchliche Verwendung schützen zu lassen. Ein „Privilegium exclusivum“ für Bayern
wird, datiert auf den 3. September 1799, durch den Bayerischen Kurfürsten Maximilian
Joseph IV., dem späteren König Maximilian I., verliehen.
Jedoch bereits Ende September 1799 schließt Senefelder mit dem Musikverleger Johann
Anton André aus Offenbach am Main einen Vertrag, demzufolge er sich verpflichtet André
„die Kunst gegen eine angemessen Belohnung in ihrer ganzen Ausdehnung mitzutheilen“34
und den Aufbau einer Steindruckerei in Offenbach zu begleiten35.
Eine Verbreitung, an der nun André, dessen Brüder und Senefelder selbst mitwirken, erfolgt
zunächst durch weitere Patentanträge, so zum Beispiel 1800 in London36, 1802 in Paris37 und
1803 in Wien38, und der Einrichtung von Steindruckereien. Dabei liegt die Zielsetzung
zunächst auf der Verwendung für wirtschaftliche Zwecke39, wie der Text- oder Notendruck.
Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts wird die Lithographie jedoch auch von Künstlern als
neue Technik zur bildlichen Darstellung aufgegriffen, zeichnet sie sich doch durch vielfältige
gestalterische Möglichkeiten aus: „Durch den freien Umgang mit der Zeichenfeder oder dem
Pinsel, durch die unbeschwerte Handhabung der Kreide, den malerischen wie den graphischen
Umgang mit dem Material bietet das Verfahren den Lithographen und Künstlern äußerst
differenzierte Möglichkeiten der Darstellung.“40
Außerdem erfordert die Lithographie weder spezielle chemische Kenntnisse des Künstlers,
wie beispielsweise bei der Radierung, noch ist besonderes handwerkliches Geschick mit
Werkzeugen wie etwa beim Kupferstich nötig.
Neben der künstlerischen Verwendung entwickelt sich die Lithographie aufgrund ihres
Kostenvorteils und in Verbindung mit der Schnelligkeit der Steindruckpresse zu einem
industriellen Massendruckverfahren, welches Vervielfältigungen, in hohen Auflagen erlaubt.
Während sich die Lithographie dabei insbesondere bei der Vervielfältigung von Bildern und
der Kombination von Schrift mit graphischen Elementen, wie dem Musiknotendruck und dem
34 Senefelder (1821), S. 42
35 Ebd., S. 42
36 Weber (1964), S. 22
37 Janzin/Güntner (2007), S. 332
38 Wiegendrucke der Lithographie (1988), S. 5
39 Koschatzky/Sotriffer (1985), S. 18
40 Zeidler (2008), S. 110
8
Druck geographischer Karten etabliert, bleibt der reine Druck von Schrift weiterhin dem
Buchdruck vorbehalten.41
3. Bestandsgeschichte der Sammlung Lithographica der Bayerischen Staatsbibliothek42
Dieser Abschnitt bemüht sich - unter Berücksichtigung der ungünstigen Quellenlage - die
Bestandsgeschichte der Sammlung „Lithographica“ der Bayerischen Staatsbibliothek
darzustellen. Einführend dazu wird, neben einer kurzen Erläuterung der Stellung der
Bayerischen Staatsbibliothek zur Bayerischen Akademie der Wissenschaften, eine kurze
Beschreibung dieses Bestandes gegeben.
3.1. Bayerische Staatsbibliothek und Bayerische Akademie der Wissenschaften
Die 1558 als Hofbibliothek durch Herzog Albrecht V. gegründete spätere Bayerische
Staatsbibliothek untersteht in den Jahren 1807 bis 1827 als sogenanntes „Attribut“43 der
Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
Der 175944 gegründeten Bayerischen Akademie der Wissenschaften wurde von ihrem
Gründer, Maximilian III. Joseph, zur Aufgabe gesetzt, als Forschungseinrichtung „alle Sachen
mit Ausnahme der Glaubenssachen und politischen Streitigkeiten ... zu Gegenständen der
Untersuchung zu nehmen“45.
Stand die Hofbibliothek bereits seit Gründung der Akademie deren Mitgliedern zur Nutzung
offen46, so wird die zunächst eigenständige Bibliothek der Akademie 1804 in die
Hofbibliothek integriert und übernimmt die Aufgabe einer Akademiebibliothek.
Die Funktion einer Akademiebibliothek hat die Bayerische Staatsbibliothek bis heute inne, so
dient sie deren Mitgliedern weiterhin als Forschungsbibliothek und sammelt die durch den
Schriftentausch der Bayerischen Akademie der Wissenschaften mit „zahlreichen Akademien,
41 Ebd., S. 110
42 Der Übersichtlichkeit halber wird im Folgenden durchgängig die seit 1918 gültige Bezeichnung „Bayerische
Staatsbibliothek“ verwendet. Die Benennung der Bibliothek war bis 1829 (Königliche) Hofbibliothek und von
1829 bis 1918 (Königliche) Hof- und Staatsbibliothek.
43 Im 18. und 19. Jahrhundert werden die der Bayerischen Akademie der Wissenschaften zugeordneten
wissenschaftlichen Einrichtungen als „Attribute“ bezeichnet (vgl. Bachmann (1966), S. 75, Fußnoten) 44 Bayerische Akademie der Wissenschaften: Über die Akademie. http://www.badwmuenchen.de/akademie/index.html (Stand: 05.01.2010) 45 Ebd.
46 Fabian (1996), S. 31
9
Universitäten und anderen wissenschaftlichen Einrichtungen des In- und Auslandes“
akquirierte Literatur47.
In ihrer Funktion als Akademiebibliothek übernimmt die Bayerische Staatsbibliothek die von
der Bayerischen Akademie der Wissenschaften erworbene, sogenannte „Ferchlsche
Inkunabelsammlung der Lithographie“ als Grundstock für das spätere Fach48 Lithographica.
3.2. Definition der Sammlung Lithographica
Die Sammlung Lithographica gehören heute zum Bereich der von der Abteilung für
Handschriften und seltene Drucke der Bayerischen Staatsbibliothek betreuten Spezialfächer
für frühe und besonders wertvolle Drucke.
Diese Spezialfächer haben ihren Ursprung in der Umorganisation der Bibliothek im Jahre
1814 und umfassten ursprünglich nur die sogenannten Bibliotheksschätze mit Ausnahme der
Handschriften49.
Eine treffende Definition, die den Inhalt der Sammlung darstellt liefert die Beschreibung des
Faches im Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland50:
„Das Fach Lithographica (Lithogr.) enthält lithographisch (im Steindruck) vervielfältigte
Werke aus der sogenannten Inkunabelzeit der Lithographie von 1796 (Jahr der Erfindung) bis
1821 (25. Jahr danach), ferner in der Inkunabelzeit der Lithographie durch Buchdruck
vervielfältigte Werke mit einem lithographischen Beitrag wie z. B. eine illustrierende Tafel,
Titelblatt u. ä., schließlich Werke bis zum Jahr 1846, die aus lithographischen Bildtafeln oder
einem lithographisch vervielfältigten Text bestehen, wenn diese auch lithographisch illustriert
sind. Nicht enthalten sind Werke mit lithographisch vervielfältigtem Text ohne Bilder“.
47 Bayerische Akademie der Wissenschaften: Bibliothek und Schriftentausch.
http://www.badw.de/bibliothek/index.html (Stand: 05.01.2010) 48 Die Bezeichnung „Fach“ ist eine an der Bayerischen Staatsbibliothek geläufige Bezeichnung für eine
thematisch oder nach anderen Gesichtspunkten ausgewählte, als Einheit aufgestellte Sammlung von Werken.
Die Formulierungen „Fach Lithographica“ und „Sammlung Lithographica“ als auch nur „Lithographica“ werden
daher in der vorliegenden Arbeit synonym verwendet.
49 Fabian (1996), S. 85
50 Ebd., S. 206
<>
3.3. Geschichte des Faches Lithographica
3.3.1. Die Sammeltätigkeit des Franz Maria Ferchl als Grundlage für die LithographicaSammlung der Bayerischen Staatsbibliothek
Die Sammlung Lithographica der heutigen Bayerischen Staatsbibliothek ist eng verbunden
mit der Sammeltätigkeit auf dem Gebiet früher Lithographiedrucke des 1792 in München
geborenen Privatgelehrten Franz Maria Ferchl51; bildet dessen Sammlung doch den
Grundstock für das Fach Lithographica.
Ferchl, den mit Alois Senefelder eine Freundschaft verbindet, kommt durch ihn frühzeitig in
Kontakt mit dessen Erfindung, der Lithographie. Als Bewunderer dieser neuen Technik52
beginnt Ferchl bald lithographische Werke systematisch und über Jahrzehnte hinweg53 in
einer Sammlung zusammenzutragen54. Ein Verzeichnis dieser, auch als „Ferchlsche
Inkunabelsammlung der Lithographie“55 bezeichneten Sammlung veröffentlicht er schließlich
185656.
Bereits 1848 versucht Ferchl die Sammlung an den bayerischen Staat zu veräußern57. In der
Folge werden im Jahre 1849 zwei Gutachten erstellt, die Bedeutung der Sammlung zu
beurteilen.
Ein erster Bericht58 der Königlichen Akademie der Wissenschaften in München, datiert auf
den 7. Februar 1849 kommt zu dem Ergebnis, den Ankauf der Sammlung zu empfehlen; sieht
sich selbst jedoch außerstande die erforderlichen finanziellen Mittel hierfür aufzubringen.
51 Holland (1892), S. 630
52 Ferchl (1856), S. 1 f.
53 Holland (1892), S. 631
54 Ebd., S. 630
55 Bereits in den Erwerbungsakten der Bayerischen Staatsbibliothek zu dieser Sammlung ist von der
„Ferchl’schen Incunabel-Sammlung der Lithographie“ die Rede. Die Akten befinden sich in der Bayerischen
Staatsbibliothek, A-Registratur, Nr. B 245.
56 Ferchl, Franz Maria (1856): Uebersicht der einzig bestehenden, vollständigen Incunabeln-Sammlung der
Lithographie und der übrigen Senefelder'schen Erfindungen als Metallographie, Papyrographie,
Papierstereotypen und Oelgemälde-Druck (ohne Presse). München: Montmorillon
57 Ferchl (1856), S. 18
58 Bericht der k. Akademie der Wissenschaften zu München. Die Erwerbung der lithographischen IncunabelSammlung des Prof. Franz Maria Ferchl betr. In: Zwei Berichte an Se. Kgl. Majestät von Bayern: I. von der k.
Akademie der Wissenschaften und II. d. k. Akademie der bildenden Künste zu München über die kompleteste
und einzig bestehende Sammlung der Incunabeln der Lithographie des Professors Franz Maria Ferchl. München
(1849), S. 4-7
11
Herausgestellt werden in dem Bericht neben dem Umfang der Sammlung und der Seltenheit
der enthaltenen Werke, die „unstreitig einzig in ihrer Art“ sei, auch deren dokumentarische
Funktion als „ein unentbehrliches Hilfsmittel für jede Geschichte der Erfindung [der
Lithographie, Anm. des Verf.] und Ausbildung dieser wichtigen Kunst“, sowie die
Möglichkeit, als Grundlage für ein künftiges „lithographisches Cabinet“, ähnlich bereits
eingerichteter Kabinette für Holzschnitt und Kupferstich59, dienen zu können.
Ergänzend weist die Akademie auf die Besonderheit der Sammlung für Bayern bzw.
München als „Wiege dieser wichtigen Kunst, […] Sitz ihrer frühesten Pflege, ihrer
vollständigen Entwicklung und ihrer ersten Triumphe“ hin und warnt - im Hinblick auf die
finanzielle Situation Ferchls als Eigentümer - vor einem „Einzelverkauf“ der Stücke, welcher
die Gesamtheit der Sammlung gefährden würde, als auch vor einem „Verkauf im Ganzen an
eine auswärtige Regierung“.
Ein zweiter Bericht60, erstellt von der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in
München vom 12. September 1849 kommt, ebenfalls unter Betrachtung von „historischwissenschaftlichen, technischen und patriotischen“ Aspekten, zu dem Schluss die Sammlung
als erwerbenswert zu bezeichnen und unterstreicht zudem den künstlerischen Wert der
Sammlung.
Jedoch erst im Jahre 1857 wird die Sammlung durch die Königliche Akademie der
Wissenschaften erworben und zunächst vollständig in die Königliche Hof- und
Staatsbibliothek eingegliedert61.
3.3.2. Einrichtung des Faches Lithographica
Im Jahre 1905 richtet Georg Leidinger als Leiter der Handschriftenabteilung62 der
Königlichen Hof- und Staatsbibliothek unter der Bezeichnung Lithographica eine Sammlung
59 Die im Bericht genannten „xylographischen und chalkographischen“ Kabinette bilden die Grundlage für die
heutige Staatliche Graphische Sammlung München.
60 Bericht der k. Akademie der bildenden Künste zu München. Die Erwerbung der Professor Ferchl’schen
Incunabeln-Sammlung der Lithographie betreffend. In: Zwei Berichte an Se. Kgl. Majestät von Bayern: I. von
der k. Akademie der Wissenschaften und II. d. k. Akademie der bildenden Künste zu München über die
kompleteste und einzig bestehende Sammlung der Incunabeln der Lithographie des Professors Franz Maria
Ferchl. München (1849), S. 8-14
61 vgl. Bayerische Staatsbibliothek: Ferchl’sche Inkunabelsammlung. Erwerbungsakten. Aktenzeichen: B 245
62 von Moisy (1985), S. 137 f.
12
der in den „ersten 25 Jahren seit der Erfindung durch Senefelder geschaffenen Steindrucke“
ein63, in der sich auch die „Ferchlsche Inkunabel-Sammlung der Lithographie“ wiederfindet64.
Ebenfalls im Jahre 1905 werden die Einzelblätter der Ferchlschen Sammlung von der
Staatsbibliothek an die Königlich Graphische Sammlung in München überstellt, wovon
jedoch etwa 400 Blätter, überwiegend Dubletten, wieder ihren Weg zurück in die Bibliothek
finden65.
Wie aus dem Repertorium66 „Lithographica“67 anhand entsprechender Vermerke zu
rekonstruieren ist, werden in den Folgejahren, überwiegend zwischen 1909 und 1913,
insgesamt bis etwa in die Mitte der 1930er Jahre hinein, Bestände der Bayerischen
Staatsbibliothek, die den inhaltlichen Kriterien des neueingerichteten Faches entsprechen,
dem allgemeinen Bestand entzogen und dem Fach Lithographica zugeordnet.
3.3.3. Zweiter Weltkrieg
Obwohl die Bayerische Staatsbibliothek während des Zweiten Weltkriegs erhebliche Verluste
ihres Bestandes zu beklagen hat - etwa ein Viertel des Bestandes gehen kriegsbedingt
verloren68 - bleibt der Bestand der Lithographica von Schäden verschont, werden die von der
Handschriften- und Inkunabelabteilung verwalteten Bestände doch bereits ab dem Frühjahr
1940 an verschiedene Orte in Oberbayern ausgelagert69.
Dabei wirkt sich das Vorgehen der Staatsbibliothek neben Handschriften und Inkunabeln auch
andere besondere und wertvolle Bestände getrennt vom übrigen Bestand in eigenen
Sammlungen bzw. Fächern aufzustellen als vorteilhaft aus, denn so muss nicht erst der
Gesamtbestand der Bibliothek von etwa zwei Millionen Bänden auf diese Besonderheiten hin
durchgesehen werden70.
Ein ungleich härteres Schicksal ist hingegen den 1905 an die Graphische Sammlung
abgegebenen lithographischen Einblattdrucken beschieden. Von den ursprünglich rund 1.500
63 Dachs (1976), S. 181
64 Dies geht aus den entsprechenden Eintragungen im Repertorium „Lithographica“ der Bayerischen
Staatsbibliothek hervor.
65 vgl. Schreiben der Königlich Graphischen Sammlung vom 22.12.1905, enthalten in: Bayerische
Staatsbibliothek: Ferchl’sche Inkunabelsammlung. Erwerbungsakten. Aktenzeichen: B 245
66 Die nach Signaturen geordneten Standortkataloge werden in der Bayerischen Staatsbibliothek als Repertorien
bezeichnet (vgl. Haller, 2005, S. 6)
67 Bayerische Staatsbibliothek: [Repertorium Lithographica]. Signatur: Cbm Cat. 100 b
68 Middendorf (1965), S. 317
69 Dachs (1976), S. 175
70 Ebd., S. 176 f.
13
Blättern gehen etwa zwei Drittel im Zweiten Weltkrieg verloren, heute sind nur noch 453
Blätter aus Ferchls Sammlung erhalten71.
3.3.4. Nach dem Zweiten Weltkrieg bis zur Gegenwart
Ein Indiz dahingehend, dass keine kriegsbedingten Verluste im Fach Lithographica
entstanden sind, gibt das zugehörige Repertorium. Im Jahr 1956 wird eine Generalrevision der
Bestände der Bayerischen Staatsbibliothek zur Feststellung von Kriegsverlusten
durchgeführt72, dabei werden nicht auffindbare Werke in den Standortverzeichnissen mit
einem besonderen Hinweis versehen. Im Repertorium „Lithographica“ findet sich jedoch kein
solcher Vermerk.
In den 1960er Jahren erfolgt eine weitere Abgabe von Mappenwerken mit losen
Einblattdrucken an die Staatliche Graphische Sammlung, wie aus Anmerkungen im
Repertorium hervorgeht73.
Weiterhin findet sich dort der bisher einzige originäre Nachweis dafür, dass die Sammlung
über die Inkunabelzeit der Lithographie hinaus, um Werke bis zum 50. Jahr nach Erfindung
der Lithographie erweitert ist. So findet sich im Repertorium, datiert auf März 1966, der
Vermerk, dass zum Fach Lithographica alle Werke „die bis zum Jahre 1846, also bis zum 50.
Jahre nach der Erfindung der Lithographie […]“74 aufgestellt werden.
Gekennzeichnet ist die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis zur Gegenwart durch eine stetige
Ergänzung des Faches durch Zukäufe oder Übernahme von Werken aus anderen Bibliotheken
und sonstigen Institutionen.
So werden etwa über Auktionen in der Zeit von 1964 bis 1994 rund 15 Werke75 vorwiegend
aus der Inkunabelzeit der Lithographie erworben.
Zahlenmäßig besonders erwähnenswert sind zudem die Übernahmen von der Bibliothek des
Nationaltheaters zu München im Jahre 1976 mit 13 Titeln aus dem Bereich Theater und
71 Strobl (2008), S. 257
72 Middendorf (1965), S. 328
73 vgl. Bayerische Staatsbibliothek: [Repertorium Lithographica], hier die Signaturen: Lithogr. 448 und Lithogr.
450
74 Ebd., Bl. [3]
75 Diese und die folgenden statistischen Angaben resultieren aus einer Auswertung der für die
Tiefenerschließung des Faches Lithographica erstellten Datenbank (vgl. auch die Statistische Auswertungen in
Kapitel 4.6).
14
Kostüme, die überwiegend aus den Jahren nach 1821 stammen, sowie der Bayerischen
Armee-Bibliothek Mitte bis Ende der 1960er Jahre mit 9 Titeln aus den Bereichen
Militärwesen und Recht.
Derzeit umfasst die Anzahl der im Fach Lithographica enthaltenen Werke 356 gebundene
Bände mit rund 310 Titeln76.
76 Zählung des Verfassers im Juli 2009
15
4. Tiefenerschließung
<>
4. Tiefenerschließung für die Sammlung Lithographica
Dieser Abschnitt stellt ein Konzept zur Tiefenerschließung für das Fach Lithographica der
Bayerischen Staatsbibliothek vor und dokumentiert dessen praktische Umsetzung.
4.1. Definition: Tiefenerschließung
Im Bibliothekswesen wird im Allgemeinen dann von Tiefenerschließung gesprochen, wenn
eine Beschreibung von Dokumenten über die übliche formale oder inhaltliche Erschließung
hinausgeht.
Sie hat zum Ziel sowohl die ausgabenspezifischen Daten zu ergänzen - beispielsweise im
Bereich der Illustrationen, als auch exemplarspezifische Besonderheiten zu erfassen, zum
Beispiel Provenienzmerkmale oder handschriftliche Eintragungen.
Als ausgabenspezifisch werden dabei diejenigen Daten angesehen, die allen Exemplaren der
Ausgabe eines Werkes gemein sind, während exemplarspezifische Besonderheiten jeweils nur
bei einem bestimmten Exemplar einer Ausgabe eines Werkes anzutreffen sind.
4.2. Konzept für eine Tiefenerschließung des Faches Lithographica
4.2.1. Aufbau des Faches
Wie bereits in Kapitel 3.2 beschrieben, enthält das Fach Lithographica der Bayerischen
Staatsbibliothek „lithographisch (im Steindruck) vervielfältigte Werke aus der sogenannten
Inkunabelzeit der Lithographie von 1796 bis 1821, in der Inkunabelzeit der Lithographie
durch Buchdruck vervielfältigte Werke mit einem lithographischen Beitrag wie z. B. eine
illustrierende Tafel, Titelblatt u. ä., des weiteren Werke bis zum Jahr 1846, die aus
lithographischen Bildtafeln oder einem lithographisch vervielfältigten Text bestehen, wenn
diese auch lithographisch illustriert sind.
16
Nicht enthalten sind Werke mit lithographisch vervielfältigtem Text ohne Bilder.
Die Werke sind in zwei Gruppen aufgestellt: in der ersten die datierten Werke in
chronologischer Folge, dann die nichtdatierten Werke“77.
4.2.2. Schwerpunkte der Tiefenerschließung78
Einen Schwerpunkt der Tiefenerschließung des Faches Lithographica soll die Ermittlung der
Herkunft (Provenienz) der Werke bzw. der einzelnen Bände und die Dokumentation von
Provenienzmerkmalen bilden.
Ein zweiter Schwerpunkt stellt eine Erfassung der, für diese Sammlung charakteristischen
lithographischen Beiträge dar.
Das Hauptaugenmerk liegt hierbei auf der gesonderten formalen und inhaltlichen
Erschließung der einzelnen lithographischen Elemente, insbesondere der Illustrationen.
Schließlich soll eine bibliographische Dokumentation die Erschließung abrunden.
4.2.3. Erschließungsschema
Der formalen und inhaltlichen Erschließung der einzelnen Lithographien einerseits und der
ausgaben- und exemplarspezifischen Tiefenerschließung der Bände andererseits, dienen zwei
unterschiedliche Erschließungsschemata.
4.2.3.1. Erschließungsschema „Bände“
Das Schemata für die Tiefenerschließung der Bände untergliedert sich in vier Teilbereiche:
(1) die lithographische Ausstattung, (2) die Provenienzmerkmale, (3) die bibliographische
Dokumentation und (4) die weitere Angaben zu den Bänden.
77 Fabian (1996), S. 206
78 Die Festlegung der Schwerpunkte der Tiefenerschließung erfolgte in Absprache mit dem Leiter des Referats
„Alte und seltene Drucke“ der Handschriftenabteilung der Bayerischen Staatsbibliothek, Herrn Dr. Thomas Jahn
in einem Gespräch am 10.07.2009
17
Dabei zählen zur ausgabenspezifischen Tiefenerschließung die lithographische Ausstattung
und die bibliographische Dokumentation, zur exemplarspezifischen Tiefenerschließung die
Provenienzmerkmale und die weiteren Angaben.
4.2.3.1.1. Lithographische Ausstattung
Als lithographische Ausstattung gelten im Sinne der Tiefenerschließung für das Fach
Lithographica alle im Steindruck vervielfältigten Elemente bzw. Beiträge (Lithographien), die
in einem Band enthalten sind.
Folgende Arten von lithographischen Elementen werden bei der Erschließung unterschieden:
• Illustrationen,
• Noten,
• geographische Karten,
• Texte,
• Titelblätter,
• graphische Darstellungen,
• Tabellen und
• sonstige lithographische Beiträge (wie z. B. ein Widmungsblatt oder ein
lithographischer Druck auf dem Einband).
Die lithographischen Elemente sind aufgeschlüsselt nach ihrer Art, ihrer Anzahl und ihrer
Kolorierung (koloriert, unkoloriert, teilkoloriert) zu erfassen.
Enthält ein Band keine Lithographien (z. B. bei mehrbändige Werke, die zwar geschlossen im
Fach Lithographica aufgestellt sind, aber nicht jeder Band mit lithographischen Elementen
ausgestattet ist), so ist auch dies anzugeben.
18
4.2.3.1.2. Provenienz
Unter Provenienz, aus dem Lateinischen provenire - herkommen, bezeichnet man im
bibliothekarischen Sinne die Herkunft eines Buches oder Schriftstücks79.
Hinweise zur Rekonstruktion der Provenienz können die individuellen Merkmale eines
Dokuments (wie z. B. Besitzvermerke, Exlibris und handschriftliche Eintragungen) oder auch
andere Quellen, etwa Bibliotheksverzeichnisse geben.
Als Quelle für das Fach Lithographica dient in erster Linie das bereits erwähnte Repertorium
„Lithographica“ und des Weiteren die Zugangsbücher aus der Registratur der Bayerischen
Staatsbibliothek, sofern sich in den überprüften Bänden entsprechende Hinweise (z. B.
Zugangsnummern) befinden.
Insbesondere bei Werken die als Geschenk in die Bibliothek gelangt sind, können hier
Aufschlüsse über den Vorbesitzer gewonnen werden.
Neben einem ermittelten Vorbesitzer sollen folgende Provenienzmerkmale bei der
Erschließung des Faches Lithographica Berücksichtigung finden:
• Exlibris (bei den Exlibris der Bayerischen Staatsbibliothek ist die Angabe der
Nummer nach Fridolin Dressler80 ausreichend),
• handschriftliche Eintragungen (Wiedergabe des Wortlautes),
• Alt-Signaturen der Bayerischen Staatsbibliothek, für Werke die aus anderen
Beständen zum Fach Lithographica umgestellt worden sind und
• Besitzstempel der Bayerischen Staatsbibliothek81.
4.2.3.1.3. Bibliographische Dokumentation
Die Datenbank Forschungsdokumentation Handschriften82 der Bayerischen Staatsbibliothek
verzeichnet die Forschungsliteratur über die Bestände der Handschriftenabteilung, zu welcher
auch das Fach Lithographica zählt.
79 Lexikon des gesamten Buchwesens. Bd. 6, S. 118
80 Dressler, Fridolin (1972): Die Exlibris der Bayerischen Hof- und Staatsbibliothek. Wiesbaden: Harrassowitz 81 vgl. Anlage 1: Besitzstempel der Bayerischen Staatsbibliothek
19
Eine bibliographische Dokumentation soll diese Datenbank um rein bibliographische
Nachweise zu den Werken aus dem Fach Lithographica ergänzen.
Angegeben werden Nachweise aus der Übersicht von Franz Maria Ferchl83 und den
umfassenden Werken zur Frühzeit der deutschen Lithographie von Luitpold Dussler84 und
Wilhelm Weber85.
4.2.3.1.4. Weitere Angaben
Als weitere exemplarspezifische Angaben werden erschlossen
• das Format des Bandes (exemplarspezifisch deshalb, da abhängig vom
individuellen Einband),
• der Zustand von Einband und Papier (soweit eine Beurteilung möglich
ist), sowie
• der Eintrag aus dem Repertorium „Lithographica“
4.2.3.2. Erschließungsschema „Lithographische Elemente“
Bei der Erschließung der einzelnen Lithographien erfolgt eine Anlehnung an das
Erschließungsschema für Druckgraphiken der Staatlichen Graphischen Sammlung in
München86, die ihrerseits Besitzerin eines Teiles der „Ferchlschen Inkunabelsammlung der
Lithographie“ ist.
Das Schemata für die Erschließung der lithographischen Elemente untergliedert sich in drei
Teilbereiche: einer (1) formalen und einer (2) inhaltlichen Erschließung sowie ebenfalls einer
(3) bibliographische Dokumentation.
82 Datenbank Forschungsdokumentation Handschriften, http://www.bsbmuenchen.de/Forschungsdokumentation-Handsc.172.0.html (Stand: 05.01.2010)
83 Ferchl, Franz Maria (1856): Uebersicht der einzig bestehenden, vollständigen Incunabeln-Sammlung der
Lithographie und der übrigen Senefelder'schen Erfindungen als Metallographie, Papyrographie,
Papierstereotypen und Oelgemälde-Druck (ohne Presse). München: Montmorillon
84 Dussler, Luitpold (1955): Die Incunabeln der deutschen Lithographie. Heidelberg: Weissbach
85 Winkler, Rolf Arnim (1975): Die Frühzeit der deutschen Lithographie. München: Prestel
86 vgl. Anlage 2: Erschließungsschema für Druckgraphiken der Staatlichen Graphischen Sammlung München
<>
4.2.3.2.1. Formale Erschließung
Die formale Erschließung umfasst allgemeine bibliographische Daten. Erfasst werden
• Name des Künstlers (bei reproduzierten Werken auch der Künstler des
Originalwerks; die Namensansetzung erfolgt nach den Regeln für die
alphabetische Katalogisierung an wissenschaftlichen Bibliotheken87),
• „Titel“ oder Beschreibung des lithographischen Beitrags (wenn bei Dussler88
bzw. Weber89 aufgeführt, wird diese von dort übernommen)
• Orts- und Jahresangabe (wenn auf der Lithographie angegeben),
• Bildbeschreibung/Bildüberschrift (wenn in der Vorlage angegeben),
außerdem
• Art des lithographischen Beitrags (Illustration, Noten, geographisch Karte,
Text, Titelblatt, graphische Darstellung, Tabelle oder sonstiger
lithographischer Beitrag, z. B. Widmungsblatt),
• Format,
• Kolorierung (koloriert, unkoloriert, teilkoloriert) und
• Umfang (bei mehreren Seiten, z. B. Text, Noten)
Die Zuordnung zum jeweiligen Band erfolgt mittels Angabe der Signatur und der Fundstelle
im Band (z. B. Seitennummer, Blattnummer).
87 Regeln für die alphabetische Katalogisierung an wissenschaftlichen Bibliotheken (RAK-WB). 2., überarb. und
erweiterte Aufl., Stand: April 2006 (einschl. d. Aktualisierungen nach d. 4. Erg.-Lfg. 2007) (2007). Leipzig
[u.a.]: Dt. Nationalbibliothek
88 Dussler, Luitpold (1955): Die Incunabeln der deutschen Lithographie. Heidelberg: Weissbach
89 Winkler, Rolf Arnim (1975): Die Frühzeit der deutschen Lithographie. München: Prestel
21
4.2.3.2.2. Inhaltliche Erschließung
Eine inhaltliche Erschließung der lithographischen Beiträge erfolgt mittels der IconClassSystematik.
Bei IconClass handelt es sich um ein hierarchisches Klassifikationssystem zur
ikonographischen Erschließung von Bildinhalten, das von Henri van de Waal an der
Universität Leiden entwickelt wurde90.
Zwischen 1973 und 1985 in 17 Bänden veröffentlicht91, steht IconClass heute als Datenbank
unter der Bezeichnung IconClass 2100 Browser in elektronischer Form zur Verfügung92.
Die derzeit mehr als 28.000 einzelnen Definitionen zur Beschreibung von Objekten, Personen
oder Ereignissen verteilen sich dabei auf zehn Hauptklassen93.
Für die Erschließung der lithographischen Beiträge im Fach Lithographica erfolgt die
Verwendung von IconClass beschränkt auf die oberen drei Hierarchiestufen der Systematik
mit 450 Basis-Kategorien94. Es erfolgt keine ikonographischen Interpretation des
Bildgegenstandes, sondern lediglich eine Beschreibung der dargestellten Objekte. Die
Vergabe von bis zu drei unterschiedlichen Notationen sollte möglich sein.
Zur Ergänzung der Erschließung mittels IconClass kann zusätzlich die Vergabe von
Schlagworten unter Berücksichtigung der Regeln für den Schlagwortkatalog95 erfolgen.
4.2.3.2.3. Bibliographische Dokumentation
Angegeben werden bibliographische Nachweise zu einzelnen lithographischen Beiträgen,
wenn diese in den Werken von Luitpold Dussler96 und Wilhelm Weber97 verzeichnet sind.
4.3. Durchführung der Erschließung
90 History of Iconclass. http://www.iconclass.nl/about-iconclass/history-of-iconclass/history-of-iconclass (Stand:
05.01.2010)
91 Waal, Henri van de: Iconclass : an iconographic classification system. 17 Bände. Amsterdam [u.a.]: NorthHolland Publ.
92 IconClass 2100 Browser. http://www.iconclass.nl/iconclass-2100-browser (Stand: 05.01.2010) 93 What is Iconclass. http://www.iconclass.nl/about-iconclass/what-is-iconclass (Stand: 05.01.2010) 94 Outline of the Iconclass system, Three levels deep. http://www.iconclass.org/help/outline (Stand: 05.01.2010) 95 Regeln für den Schlagwortkatalog (RSWK). 3. überarb. und erw. Aufl. auf dem Stand der 5. Erg.-Lieferung
(2009). Leipzig [u.a.]: Deutsche Nationalbibliothek
96 Dussler, Luitpold (1955): Die Incunabeln der deutschen Lithographie. Heidelberg: Weissbach
97 Winkler, Rolf Arnim (1975): Die Frühzeit der deutschen Lithographie. München: Prestel
22
4.3.1. Vorarbeiten
Als Vorarbeit für die Tiefenerschließung des Faches Lithographica wurde im Juli 2009 eine
Sichtung und Zählung des Bestandes im Handschriftenmagazin der Bayerischen
Staatsbibliothek durchgeführt und eine Liste mit den am Standort vorhandenen Bänden
angefertigt.
In einem zweiten Schritt erfolgte die Erstellung einer Konkordanzliste, welche die am
Standort vorhandenen Bänden mit den im Repertorium „Lithographica“ verzeichneten und
den im Online-Katalog (OPAC) der Bayerischen Staatsbibliothek nachgewiesenen Bänden
gegenüberstellt.
Etwaige Differenzen wurden entsprechend vermerkt (beispielsweise, wenn ein Band nicht im
OPAC verzeichnet, jedoch am Standort bzw. im Repertorium vorhanden ist).
4.3.2. Erarbeiten einer Datenbanklösung
Auf Grundlage der Konkordanzliste wurde für die weitere Datenerfassung eine Datenbank auf
Basis von Microsoft Access erstellt und zusätzlich um die aus dem OPAC gewonnenen
Metadaten der Werke erweitert.
Zur Aufnahme der Daten der einzelnen Lithographien erfolgte eine Unterteilung der
Datenbank in zwei Bereiche (Tabellen).
Die Tabelle „Bände“ soll neben den Metadaten aus dem OPAC alle Angaben für die
ausgaben- und exemplarspezifischen Daten der Bände enthalten. In der Tabelle
„Lithographien“ sollen alle Angaben zu den jeweiligen lithographischen Beiträgen erfasst
werden.
Eine Verknüpfung der beiden Tabellen, also der jeweiligen Lithographie mit dem
dazugehörigen Band, erfolgt innerhalb der Datenbank mittels der Bandsignatur eines Werkes.
Abschließend wurden die Tabellen um diejenigen Felder erweitert, die zur Tiefenerschließung
erforderlich sind. Alle Felder der Datenbank wurden zudem mit einer kurzen
23
Feldbeschreibung versehen, die wichtige Informationen und Vorgaben zum jeweiligen Feld
vermitteln soll98.
4.3.3. Erfassung und Erschließung
Zunächst erfolgte im September 2009 die Erfassung der Daten aus dem Repertorium
„Lithographica“. Im Anschluss, von September bis Dezember 2009, folgte die Erfassung und
Tiefenerschließung der Werke und deren lithographischer Elemente aufgrund des erstellen
Erschließungskonzeptes99. Dabei wurden die Werke in aufsteigender numerischer
Reihenfolge der Signaturen ausgewertet.
Im Rahmen der Erfassung und Erschließung der lithographischen Elemente stellte sich
heraus, dass sich eine tiefere inhaltliche Erschließung für nicht-bildliche Darstellungen wie
Noten, Texte, graphischen Darstellungen und Tabellen als schwierig erweist, da neben der
Erfassung von formalen Kriterien, kaum eine Einordnung nach inhaltlichen Merkmalen
möglich ist. Daher wird auf die Aufnahme nicht-bildlicher Darstellung weitgehend verzichtet.
Die Datenbank ist dieser Arbeit in elektronischer Form auf einem separaten Datenträger (CDROM) beigefügt.
4.4. Fazit der Tiefenerschließung
Da ein Teil der Titel des Faches Lithographica augenscheinlich nicht anhand der Bände,
sondern nur auf Grundlage einer Retrokonversion von Katalogdaten im Online-Katalog der
Bayerischen Staatsbibliothek verzeichnet ist, könnte sich - auch im Hinblick auf eine
eventuelle künftige Digitalisierung des Bestandes - eine formale Nachkatalogisierung der
betroffenen Werke als sinnvoll erweisen.
Denn insbesondere die Problematik der sogenannten Beibände (das sind zusätzlich zu einem
Werk beigebundene eigenständige Publikationen) stellte im Laufe der Arbeiten eine
Herausforderung dar, mussten doch teilweise zusätzliche Datensätze in der Datenbank für
nicht erfasste Werke ergänzt werden.
98 Für die vollständige Felderstruktur der Datenbank nebst Feldbeschreibung vgl. Anlage 3 und Anlage 4
99 Beispiele für die Erschließung siehe Anlage 5
24
Neben der formalen Erschließung wäre, wo noch nicht geschehen, auch eine
Vervollständigung der inhaltlichen Erschließung im OPAC denkbar, um den Nutzern auch
einen sachlichen Zugang zum Bestand bieten zu können.
Der Zeitaufwand für die Erschließung der einzelnen lithographischen Elemente stellte sich im
Verlauf der Arbeit höher als zunächst eingeschätzt heraus, da teilweise in einzelnen Werken
eine Vielzahl von Lithographien enthalten ist und teils sehr umfangreiche Werke nahezu
ausschließlich aus lithographischen Elementen bestehen. Außerdem war der
Erschließungsaufwand je Lithographie deutlich zeitaufwändiger als ursprünglich abgeschätzt.
So konnte bisher nur etwa ein Drittel des Faches im Hinblick auf die Erfassung der
lithographischen Beiträge erschlossen werden.
4.5. Statistische Auswertung
Eine statistische Auswertung des bisher erschlossenen Bestandes gibt für das Fach
Lithographica folgendes Bild wider:
4.5.1. Bände
Von den etwa 310100 Titeln, welche sich auf 356 Bände verteilen können rund 80 dem
anfänglichen Grundstock des Faches, der „Fechlschen Inkunabelsammlung der Lithographie“,
zugeordnet werden. Etwa 130 Titel stammen aus übrigen Beständen der Bayerischen
Staatsbibliothek und wurden zu den Lithographica umgestellt.
Während etwa 30 Titel auf Ankäufe der Staatsbibliothek ausdrücklich für das Fach
Lithographica zurückzuführen sind und circa 35 Titel aus Abgaben anderer Bibliotheken und
Institutionen resultieren, ist bei den übrigen Titeln derzeit keine Zuordnung der Herkunft
möglich.
100 Zählung des Verfassers im Juli 2009
25
Betrachtet man die Sammlung unter einem chronologischen Aspekt, so machen mit mehr als
85 Prozent der Titel (ca. 260) die Werke aus der „Inkunabelzeit der Lithographie“, mit
Erscheinungsjahr bis etwa 1821, den Hauptteil des Faches aus.
Ein geographischer Schwerpunkt liegt mit etwa vier Fünftel der Titel auf in Bayern
veröffentlichten Werken. Zu berücksichtigen ist hier allerdings, dass im Gesamtbestand
lediglich bei zwei Drittel der Titel ein Erscheinungsort bekannt ist.
4.5.2. Lithographien
Bisher wurden rund 1900 einzelne lithographische Elemente, überwiegend Illustrationen
erfasst. Davon ist etwa ein Drittel koloriert, zwei Drittel sind unkoloriert.
Der überwiegende Teil davon zeigt Darstellungen aus dem Bereich der christlichen Religion
sowie aus dem Tier- und Pflanzenreich.
Als weitere Themengebiete sind darüber hinaus insbesondere Landschaftsdarstellungen, das
Militärwesen und die antike Mythologie vertreten.
26
5. Ausblick
Als wünschenswert stellt sich eine Digitalisierung des Bestandes als „einzigartige“
Dokumentation der Frühwerke der deutschen Lithographie dar.
Neben den bereits in Kapitel 4.4 (Fazit zur Tiefenerschließung) genannten Gründen, die
formale und inhaltliche Erschließung einzelner Werken zu ergänzen bzw. zu vervollständigen,
sollte jedoch zuvor eine vollständige Tiefenerschließung des Faches Lithographica erfolgen.
Zudem würde sich empfehlen, nach einer grundsätzlichen Entscheidung, ob vorhandene
Mehrfachexemplare - auch aus Gründen des Bestandsschutzes - aus dem allgemeinen
Bibliotheksbestand zum Fach Lithographica umgestellt werden sollten, eine Durchsicht des
übrigen Bestandes der Bayerischen Staatsbibliothek auf weitere dem Fach zuordenbaren
Werke durchzuführen.
Neben den im Online-Katalog BSB-OPAC verzeichneten Mehrfachexemplaren, würden sich
als Grundlage für die Ermittlung weiterer Titel die bibliographischen Werke zur Frühzeit der
deutschen Lithographie von Luitpold Dussler101 und Wilhelm Weber102 anbieten.
Dabei wäre eine Zusammenarbeit mit der Staatlichen Graphischen Sammlung München
denkbar, da auf diesem Wege der Grundstock der beiden lithographischer Sammlungen, die
„Ferchlsche Inkunabelsammlung der Lithographie“ zumindest virtuell wieder vereint würde.
Erleichternd könnte sich neben der räumlichen Nähe zu den Digitalisierungseinrichtungen der
Bayerischen Staatsbibliothek auch die bei der Erschließung des Faches Lithographica erfolgte
Anlehnung an das Erschließungskonzept der Staatlichen Graphischen Sammlung auswirken.
101 Dussler, Luitpold (1955): Die Incunabeln der deutschen Lithographie. Heidelberg: Weissbach 102 Winkler, Rolf Arnim (1975): Die Frühzeit der deutschen Lithographie. München: Prestel
27
6. Zusammenfassung
Die Arbeit erläutert zunächst den Begriff „Lithographie“ und geht in einem kurzen Überblick
auf die Erfindung und ihren Erfinder Alois Senefelder, sowie ihre Funktionsweise und frühe
Entwicklung ein.
Anschließend wird die Bestandsgeschichte der Sammlung Lithographica an der Bayerischen
Staatsbibliothek, eingeleitet durch eine kurze Erläuterung der Stellung der Bibliothek zur
Bayerischen Akademie der Wissenschaften und eine Beschreibung des
Sammlungsgegenstandes dargestellt.
Der folgende Abschnitt befasst sich mit der Erstellung eines Konzeptes zur
Tiefenerschließung der Sammlung. Dabei wird auch auf die Schwerpunkte der
Tiefenerschließung eingegangen und ein detailliertes Erschließungsschema ausgearbeitet. Die
praktische Durchführung der Erschließung anhand einer Datenbanklösung wird beschrieben
und durch Beispiele veranschaulicht, sowie mit einem Fazit bewertet.
Anhand einer statistischen Auswertung wird der Bestand des Faches Lithographica erläutert.
Mit Empfehlungen im Hinblick auf eine mögliche künftige Entwicklung des Faches schließt
die Arbeit ab
pag.27
https://www.bsb-muenchen.de/fileadmin/pdf/historische_drucke/lithographie_inkunabeln_diplomarbeit_roth_marco.pdf
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https://de.wikipedia.org/wiki/Filippo_Lippi
https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Fra_Filippo_Lippi_011.jpg
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